Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Universität Erfurt, Sprache: Deutsch, Abstract: Im September 1895 schreibt Rilke den Frühfrost, überarbeitet ihn ein Jahr darauf vollständig, bevor er 1897 in Prag uraufgeführt wird, zu einer Zeit, in der Rilke selbst schon nicht mehr in Prag ist. Der Frühfrost in der Erstfassung von 1895 ist Thema dieser Arbeit. Er soll auf darin enthaltene Brüche untersucht werden. Als Bruch ist dabei all das zu verstehen, was die Textkohärenz infrage stellt, sozusagen die Brüche, die die Inkompatibilität des Textes ausmachen. Das können Brüche zwischen Gesagtem und Gemeintem sein, Brüche zwischen der Darstellung eines Sachverhaltes und der tatsächlichen Begebenheit sowie Brüche, die sich in ganzen Repliken einer Figur durch ihre Semantik und/oder Syntax äußern. Ferner wird auch die Metapher des Bildes ¿Bruch¿ untersucht. Eine Illustration also, die ein bisher konventionell festgelegtes Bild (in dieser Arbeit das von Gott) zerbrechen lässt. Aber auch stilistische Brüche werden thematisiert. Dazu zählt unter anderem die Frage, ob der Frühfrost wirklich naturalistisch ist, oder ob er mit eben dieser Epoche bereits bricht. Da sich Rilke an anderen Dramatikern seiner Zeit orientiert hat, wird Gerhart Hauptmanns Drama Vor Sonnenaufgang exemplarisch mit dem Frühfrost in Verbindung gesetzt, um eventuelle Brüche auf der intertextuellen Ebene herauszuarbeiten. Unter allen Brüchen konnte auf Grund des Umfangs der Arbeit nur eine spezielle Auswahl getroffen werden. Der Schwerpunkt liegt daher auf den Brüchen, die die Textkohärenz beeinflussen und auf dem metaphorischen Bruch des Bildes von Gott.
Diese Brüche herauszuarbeiten und ihre Verwendung sowie ihr Wirken auf der Ebene der Textkohärenz zu analysieren, ist Ziel dieser Arbeit. Die Analyse dieser Brüche erfolgt größtenteils textimmanent, andere Werke (Briefe und Gedichte) werden nur herangezogen, wenn dies zur Unterstützung meiner Argumentationen von Nöten ist.
Ein weiteres Ziel besteht darin, eine detailliertere Arbeit zum Frühfrost, als es bisher der Fall war, zu liefern. Beim Forschungstand weise ich auf die wenigen bisher erschienenen Untersuchungen hin. Es war mir daher ein besonderes Anliegen, den Frühfrost unter einem speziellen Aspekt, den enthaltenen Brüchen, zu betrachten und die Vielseitigkeit der Analysemöglichkeiten, auch unter Berücksichtigung der frühen Symbolik Rilkes und seiner Beeinflussung durch andere Autoren, zu verdeutlichen.