So schreiben, wie tatsächlich gesprochen wird - so lautete eine Forderung des Berner Theologen und Schriftstellers Kurt Marti aus dem Jahre 1964. In seinen "Sechs Thesen aus dem Handgelenk zur Situation der Bernischen Mundartliteratur" stellte er fest: "Mundart, solange sie gesprochen wird, kann alles ausdrücken und schreckt nicht davor zurück, sich anderen Mundarten und Sprachen zu öffnen, um sich ihre unbegrenzte Ausdrucksfähigkeit zu erhalten. Unsere Mundartliteratur begrenzt aber ihre Ausdruckswelt auf eine agrarische Lebenssituation von vorgestern. Ich kenne kein berndeutsches Gedicht, in dem ein Auto oder ein Flugzeug vorkommt, geschweige denn der Traktor des heutigen Landwirts. ? Wir sollten nicht davor zurückschrecken, das 'unreine' Berndeutsch zu schreiben, das heute tatsächlich gesprochen wird."
Nicht Heimatlyrik, sondern modernes Sprachexperiment waren Martis Texte, anknüpfend an die Konkrete Poesie und den Dadaismus. Mit den Gedichtbänden "rosa Louis" (1967) und "undereinisch" (1973) begründete er eine neue Form der Lyrik in Berner Umgangssprache, die Spoken-Word-AutorInnen bis heute prägt und inspiriert. Das Hörbuch von Guy Krneta & Louisen spielt mit den Gedichten Martis, variiert sie, verlängert sie, überschreibt sie und macht sie zu eigentlichen Keimzellen für neue Texte und Musik. Aus Martis poetischen Rhythmen entsteht ein Jazzkonzert, das auch die Nähe zum Rock und zum Chanson nicht scheut.
CD 2 enthält Originalaufnahmen von Kurt Martin aus "rosa Louis" (Zytglogge Sprechplatte) und "undereinisch" (Radioaufnahmen).