Übersetzungen haben in allen Entwicklungsphasen der romanischen Sprachen - in Emergenz, Kodifizierung, Ausbau und Verbreitung - eine grundlegende Rolle gespielt. Durch unmittelbare Nachahmungen, freie Bearbeitungen und dem Erwartungshorizont des zielsprachlichen Publikums mehr oder weniger angepasste Übertragungen der ausgangssprachlichen Texte haben Übersetzer zur Herausbildung neuer Ausdrucks- und Textformate beigetragen.
Anknüpfend an die in den vergangenen Jahren geführte Debatte zur Historiographie der romanischen Sprachen gehen die im vorliegenden Band versammelten Beiträge der Frage nach, wie sich die Übersetzertätigkeit auf den Wandel von Einzelsprachen und Diskurstraditionen ausgewirkt hat. Theoretische Reflexionen zur Sprachgeschichtsschreibung aus übersetzungswissenschaftlicher Perspektive und exemplarische Fallstudien zu Übersetzungen vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert dokumentieren die fruchtbare Verbindung von Sprachgeschichtsforschung und Übersetzungswissenschaft.