Pareidolie nennt man das Phänomen, in Dingen andere Dinge wahrzunehmen, in Steinen etwa die Gesichter von Menschen oder die Köpfe von Tieren. Ein dafür bekanntes Beispiel ist das Marsgesicht, das nach der Gegend auf dem Mars, wo es gesehen wird, auch Cydonia-Gesicht genannt wird. Die Pareidolie ist eine durch das Gehirn hervorgerufene Fehldeutung von Gegenständen, die es nach seinen Vorstellungen verändert oder zu etwas Bekanntem vervollständigt. Im Laufe eines Jahres hat der Schweizer Maler und Schriftsteller Jean Willi Steine fotografiert, die Gesichter haben, und dabei ein Steinreich entdeckt, das von versteinerten «Seelen» nur so zu wimmeln scheint. Sehr oft ist es der Stand der Sonne, der ein Gesicht modelliert und nach verändertem Lichteinfall wieder unsichtbar macht. Manchmal sind es nur zwei dunkle Flecken, die der Betrachter als Augen erkennt, um daraus ein Gesicht zu machen. Interessant ist die Frage, was sehen wir wirklich und was formen wir bewusst oder unbewusst zu etwas uns Vertrautem um. Vielleicht lassen sich die Anfänge der Kunst auf solche Sichtungen zurückführen. Schamanen berichten, in Pflanzen und Steinen Gesichter wahrzunehmen sei die Voraussetzung, um gewisse Geister kontaktieren zu können. Der Blick des Fotografen verändert sich im Laufe der Arbeit derart, dass er überzeugt ist, mindestens zwei Drittel der Steine und Felsen weisen Gesichter auf. Dass ein auf der Strasse liegender Ast in gewissen Gegenden zur Schlange wird und ein weggeworfenes Papier als überfahrenes Huhn gesehen wird, sind Erfahrungen, die den meisten Menschen geläufig sind. Bei vielen Gesichtern dieser Publikation scheint es unglaublich, dass allein die Natur schöpferisch tätig ist. Dabei versteht es sich von selbst, dass weder die Steine arrangiert noch die Fotos nachträglich verändert wurden.