In Zeiten von Digitalisierung und Social Media rückt die Zeichnung interessanterweise wieder verstärkt in den Fokus der Gegenwartskunst. Bei zeitgenössischen Künstlerinnen gilt das Medium immer noch als unmittelbarste künstlerische Ausdrucksform. Mit ihrer intimen Anziehungskraft und ihrem erzählerischen sowie subjektiv forschenden Potenzial übt die zeichnerische Geste eine Faszination aus, die aktueller denn je erscheint. Mit dem Prix de dessin de la Fondation d'art contemporain Daniel & Florence Guerlain verfolgt das französische Sammlerpaar seit 2006 das Ziel, Künstler, die sich der Zeichnung als wesentliches Ausdrucksmittel bedienen, zu unterstützen. Im Buch "Autofiktionen" werden alle 33 Nominierten der letzten elf Jahre gezeigt und in vier Kapitel (Eloquenz der Linie, Intime Reflexionen, Private Mythologien, Storytelling) eingeordnet. Dabei lässt sich deutlich ein Hang zum Figurativen, Erzählerischen, sogar Fantastischen ausmachen. Die Texte von Tobias Burg, Astrid Ihle, Kate Macfarlane, Jonas Storsve, Katharine Stout, Julia Katharina Thiemann und René Zechlin geben einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Positionen, an denen sich zeitgenössische Zeichnung heute befindet. Die Nominierten: Tomma Abts, Dove Allouche, Mamma Andersson, Martin Assig, Charles Avery, Silvia Bächli, Marc Bauer, Ulla von Brandenburg, Matt Bryans, Marcel Dzama, Marcel van Eeden, Catharina van Eetvelde, Vidya Gastaldon, Jana Gunstheimer, Susan Hefuna, Leiko Ikemura, Cameron Jamie, Tomasz Kowalski, Juul Kraijer, Frédérique Loutz, Thomas Müller, Ciprian Muresan, Jockum Nordström, Hans Op de Beeck, Pavel Pepperstein, Javier Pérez, Jorge Queiroz, Anne-Marie Schneider, Didier Trenet, Sandra Vásquez de la Horra, Jean-Luc Verna, Jorinde Voigt, Amelie von Wulffen