1921 veröffentlichte der Arzt und Psychiater Walter Morgenthaler das Buch "Ein Geisteskranker als Künstler" und erklärte darin seinen Patienten Adolf Wölfli zum Künstler. Eine durchaus gewagte These, da der Status dieses in jeder Hinsicht aussergewöhnlichen Werks zu jener Zeit keineswegs gesichert war. Heute wird das Schaffen von Adolf Wölfli in Ausstellungen weltweit präsent. Zum Zeichner, Komponisten und Schriftsteller wurde Adolf Wölfli während seiner Zeit in der "Bernischen kantonalen Irrenanstalt Waldau", dort schuf er von 1899 bis zu seinem Tod 1930 ein Werk, das weit über 25'000 Seiten mächtig ist, und gemäss der Einschätzung von André Breton als "eines der drei oder vier bedeutendste Werke des 20. Jahrhunderts" zu bezeichnen ist.
Den Wert von Adolf Wölflis Kunst erkannte Walter Morgenthaler mit seinem Buch über Adolf Wölfli. Die besondere Ausgangslage dieses Testes ist darin begründet, dass Morgenthaler als Wölflis Arzt seine Arbeits- und Lebensweise über Jahre hin dokumentierte. Auf der Basis dieser Beobachtungen und des umfassendes Materials hat er mit dem Buch über Adolf Wölfli einen Schlüsseltext zur Kunst und Psychopathologie geschrieben, der mit der Neuauflage nach 100 Jahren für eine neue Leserschaft wieder greifbar wird. Der Text ist mit dieser Ausgabe in der Originalfassung verfügbar und wird ergänzt durch Dokumente wie der Krankengeschichte und den Pflegerberichten über den Patienten Adolf Wölfli, welche durch das Personal in der Waldau verfasst wurden.