Der Dichter Yunus Emre lebte im Anatolien des 13. / 14. Jahrhunderts, seine Dichtung aber wirkt in ihrer Knapp- und Direktheit sehr gegenwärtig. Darin erinnern sie an den frühen Expressionismus. Ganz nah am Original hat Zafer Senocak die Verse des Dichters ins Deutsche übertragen.
Yunus Emre war vertraut mit der damaligen arabischen und persischen Literatur, u.a. stand er in intellektuellem Austausch mit seinem Zeitgenossen, dem sufischen Dichter Rumi. Emre gilt als der Erste, der das in gebildeten Kreisen verpönte Alltagstürkisch in der Literatursprache etablierte. Als einfacher Wanderderwisch predigte in der von Kriegen und Wirren geprägten Zeit nach den Mongoleneinfällen Liebe, Toleranz und Frieden, einen humanistischen und auf Erkenntnis und Entgrenzung gerichteten Gottesglauben. Er starb 1321.
Anlässlich seines 700sten Todestages hat die UNESCO 2021 zum Yunus-Emre-Jahr erklärt. Wir legen seine Gedichte in einer vollständig überarbeiteten, aufwendig gestalteten zweisprachigen Ausgabe neu auf, unter Verwendung von Bildern des Malers Hakki Sabancali.