Li Mollets später ist ein Buch über Zeit und Raum, ein Panorama von Wandel und Vergehen. Gleichsam um der Flüchtigkeit Einhalt zu gebieten, ist der Text streng nach Plan in einhundertundvier Abschnitte gegliedert, die stets mit einer Notiz zum Interieur der Schreib- und Wohnstatt beginnend die Innen- und Mitwelt einer schreibenden Ich-Figur sprachlich in Szene setzen: Vegetation und Witterung, Klänge und Geräusche, die Beobachtung eines Kindes, Träume, Gespräche oder Bemerkenswertes, das anderen widerfährt, werden nach Prinzipien der Analogie oder kontrapunktisch zu annähernd gleich langen Sequenzen zusammengefügt.
Li Mollet ist eine Meisterin der Verknappung: Lebensentwürfe werden komprimiert zu einem einzigen Satz, und in scheinbar Nebensächlichem entfalten sich epochale Atmosphären. Ihr Prosa- buch später gibt auf herz- und geisterfrischende Art Auskunft, wie Empfinden und Anschauung des Einzelnen von der ökonomischen Weltwetterlage draußen mitgeprägt werden und welche inspirieren- den Umtriebe man Letzterer entgegengehalten kann.