Als Mussolini im Oktober 1922 die Macht in Italien übernahm, war Hitlers Gewaltherrschaft noch nicht etabliert. Charakteristisch für den italienischen Faschismus war der absurd konstruierte Bezug von Mussolinis Herrschaft zum Glanz der römischen Antike. Das mythologische Bindemittel zwischen dem jungen Italien und dem Römischen Reich wurde schon im 19. Jahrhundert eingesetzt und diente dem Staat insbesondere dazu, das europäische Kulturerbe über die «orientalische Dekadenz» zu stellen und somit den Kolonialismus als hehres Staatsverhalten zu legitimieren.
Zwar hatte das faschistische Gedankengut nach dem Ersten Weltkrieg nördlich der Alpen nicht die gleichen Quellen. Doch wurde die erste italo-faschistische Glut zweifellos in der lateinischen Schweiz angefacht. Sie war kein einheitliches Gebilde, sondern speiste sich aus unterschiedlichen Quellen und kannte unterschiedliche regionale Ausprägungen.
Gleichgeschaltet waren die Vertreter der faschistischen Bewegungen der Schweiz in ihrer Verachtung demokratischer Prozesse und in ihrem Vorsatz, den Staat mit eiserner Hand führen zu lassen.