Christliche Heiligengestalten vor Goldgrund finden Sie langweilig? Dann schauen Sie einmal genauer hin! Die Maler haben sich viel ausgedacht, um uns zu überraschen. An spirituellen Dingen, die es gar nicht gab, konnten sie ihre Fantasie frei entfalten. Auch wenn der Auftrag lautete, wieder mal eine Kreuzigung zu malen, platzierten sie dort etwas, das sie interessierte. Oft kann uns schon eine kleine Nebensache staunen machen: Ein sinnlicher Mund, ein verblüffender Blick, zwei flamboyante Herren, Abstraktion und krasser Realismus - oder irritierend schöne Farben, Formen und Feinheiten.
Aus solchen Details entwickelt Bernd Feuchtner einen frischen Blick auf das gesamte Bild. Und von einem Bild zum andern. Dabei treten spannende Verbindungen auf. Kannten sich die Maler? Wie beeinflussten sie sich gegenseitig? Wie konnten sich Moden schon damals in wenigen Jahren über ganz Europa verbreiten? Florenz als Ausgangspunkt der Renaissance kennt man, aber was wissen wir vom reichen Burgund? So erleben wir an Bildern der Gemäldegalerie Berlin ganz nebenbei auch die Entstehung der europäischen Kunst zwischen 1230 und 1550.