Petrus Lombardus (um 1095-1160), scholastischer Theologe und Leiter der Kathedralschule von Notre Dame in Paris, ist der Verfasser von vier Büchern "Sententiae", die anhand ausgewählter Aussagen (sog.
Sentenzen
) der Kirchenväter eine systematische Darstellung der gesamten Theologie, nämlich Gotteslehre und Trinität (Buch I), Schöpfung (mit Anthropologie und Sündenlehre) (II), Inkarnation (Christologie) (III) und Sakramente (IV), zu geben versuchen. Eine erste, nicht mehr erhaltene Fassung ist nicht vor 1142 entstanden, die erhaltene zweite wurde 1158 beendet.
Die "Sentenzen" waren bis in die frühe Neuzeit
das
Schulbuch der Theologie. Seit der Gründung der Pariser Universität zu Beginn des 13. Jh. musste jeder angehende Magister der Theologie die "Sentenzen" kommentieren, um sich für das Lehramt zu qualifizieren. Noch Martin Luther hat einen ausführlichen Kommentar zu den Sentenzen geschrieben. Erst im 16. Jh. wurden sie als Grundlagenwerk durch die "Summa theologiae" des Thomas von Aquin ersetzt. Die "Sentenzen" stellen somit für die europäisch-abendländische Geistesgeschichte eines der theologischen Hauptwerke dar.
Trotz der für die Theologie überragenden Bedeutung lag das Werk bisher in keiner deutschen Übersetzung vor. Die nun vorliegende rund 2.000 Seiten umfassende Ausgabe von Stephan Ernst wird als lateinisch-deutscher Supplementband der Reihe der "Fontes Christiani" publiziert .