«Mir ging es ja darum, zu zeigen, dass es nichts gibt, das man nicht zeigen könnte, dass es kein Tabu gibt in der Kunst, wenn es nur gelingt, auch das Scheusslichste und Ekelhafteste in die Harmonie des Ganzen einzufügen und so in Schönheit zu verwandeln.»
«Das Ei», 1981 erschienen, ist Raebers dritter Roman, der mit raffinierten Erzähltechniken die Themen Religion und Sexualität bis zum Letzten ausreizt und die Zeitebenen von Christi Geburt bis in die Erzählgegenwart der frühen 1970er-Jahre miteinander verwebt.
Zu Raebers Schaffensweise gehört das unablässige Überarbeiten der Texte über jeweils mehrere Fassungen. Keiner der anderen Romane hat jedoch eine so radikale Bearbeitung erfahren wie Raebers dritter Roman. Die «Urfassung» erstreckt sich über zwölf Notizbücher und ist damit doppelt so umfangreich wie die definitive Druckfassung. Die parallele Wiedergabe von Notizbuchniederschrift («Der Anschlag») und definitiver Druckfassung («Das Ei») macht den tief greifenden Wandel, den der Roman im Verlauf von sieben Jahren erfahren hat, auf eindrückliche Weise sichtbar.
Der editorische Teil wird ergänzt durch drei Aufsätze zur Struktur und zu prägenden Themen der beiden Fassungen. Mit der integralen Edition des «Ei»-Romans ergänzt das Buch die zwei in der gleichen Reihe «Schweizer Texte» erschienenen Bände, die Raebers Lyrik und sein Romanwerk zum Thema haben.